25. März - Irak
Vor meiner Ausreise aus Jordanien besuche ich noch den Mount Nebo. Auf diesem war Moses mit seinem Volk nach 40 Jahren wandern in der Wüste.
Es ist ein Kraftort mit ganz viel spezieller Energie und seit Menschengedenken ein Pilgerort. Ich schaue weit übers Land und geniesse die wunderbare Ruhe, bevor ein Bus mit vielen lauten Touristen ankommt.
Die Geschichte von Moses mit der Schlange kommt mir zwar kurz durch das riesige Kreuz- und Schlangendenkmal mit, aber ich verliere nicht viele Gedanken darüber und geniesse einfach die Energie die hier fliesst.
Später mache ich noch einen Halt in der Stadt Madaba und besuche dort in der schmucken Altstadt eine prächtige Kirche und sehe mir wunderschöne uralte Mosaike an.
Auf meiner weiteren Fahrt besuche ich ein "Bade- und Jagdhaus" mitten in der Wüste, das mit seinen prächtigen Malereien zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
Jordanien hätte noch unglaublich viel mehr zu bieten, aber ich mache mich auf zur irakischen Grenze.
Bereits hier an der Grenze spüre ich, dass die Iraker irgendwie "gröber" sind, aber auch sehr sehr viel Herzlichkeit kommt mir entgegen.
Die Grenzformalitäten sind sehr langwierig und ich darf mein Nachtlager direkt vor dem Hauptgebäude der Grenze aufschlagen. Soldat Saddam meldet sich bei mir, und erklärt mir, dass er persönlich auf mich aufpassen werde. Somit habe ich also für diese Nacht einen zusätzlichen Schutzengel.
Am nächsten Morgen mache ich mich auf den 500km langen Weg nach Bagdad. Ich weiss, dass für diese Strecke militärische Begleitung obligatorisch ist. Trotzdem habe ich auf meiner Reise zum ersten Mal eine Etappe so richtig unterschätzt. Es regnet aus Kübeln und ein sehr starker Wind fegt über die Wüste.
Ich werde von zerschossenem Autopanzer zu Pickups mit Scharfschützen hinten drauf weiter gereicht. Manchmal für 5 km und manchmal für 50 km. Zwischendurch darf ich auch mal alleine ein paar Kilometer rollen. Manchmal rollt meine vorausfahrende Begleitung mit 20 km/h und manchmal mit hundert Sachen durch die Wüste. Das Ganze gleicht irgendwie einem Stafettenlauf, statt dem Stab wird einfach mein Pass weiter gereicht.
Irgendeinmal, nach dem gefühlten X ten Wechsel des Begleitfahrzeuges, das ziemlich lädiert aussieht, macht ein Soldat die Türe auf und es purzelt ein Maschinengewehr raus. Ich schaue auf die fallende Waffe und auf die bis auf die Zähnebewaffnenden Militärs die mich umringen. Ich verliere kurz meine Mitte/Liebe und die Angst kriecht in mir hoch. Kein Mensch spricht englisch und ich fühle mich alleine extrem ausgeliefert und hilflos.
Da kommt mir die Geschichte von Moses mit der Schlange in den Sinn. Sein Volk wurde ja von Schlangen gebissen, weil es nicht an seinen Führer glaubte, oder so ähnlich.
Ich selber habe meine Liebe/Glaube auch kurz verloren und ich merkte sofort, dass ich diese Liebe wieder brauche um diese lange Fahrt gut zu überstehen. Ich schaute den Männern tief in ihre Augen und ich finde ihr Herz und ihre Liebe dahinter.
Es grenzt an ein Wunder, dass diese Männer die dort in der Wüste unter elendiglichen Bedingungen leben, trotz allem ein Herz und Liebe haben. Nun bin ich wieder bereit den gut 12 stündigen Staffetenlauf zu Ende zu fahren.
Es gibt für mich definitiv keinen, aber gar keinen Grund für Krieg. Weder ein Verteidigungskrieg noch Vergeltungskrieg oder wie sie das immer auch nennen mögen. Da ist Gandhi wirklich ein Vorbild.
Kurz vor Bagdad entlässt mich die letzte Militäreskorte und trotzdem die halbe Stadt unter Wasser steht und die Amarikaner Googlemaps hier im Irak nur bedingt zu benützen ist, finde ich "meinen" Campingspot. Hamdudillah
Heute war ich im Museeum, schlenderte durch den Bazar und spazierte zum Tigris. Ich mag diese Stadt hier.