Sicherheitslage in Nordafrika - Sahara

Kultur, Natur, Unterkunft, Reiserouten, Sehenswürdigkeiten, Tourismus Staaten: Marokko/Sahara, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten.

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ursula
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Sicherheitslage in Nordafrika - Sahara

Beitrag von ursula »

hier habe ich einige Infos zur Sicherheitslage in Nordafrika zusammengestellt, die euch vielleicht bei der Entscheidung helfen können, wohin ihr noch reisen wollt/könnt/dürft


"Trans-Sahara Counterterrorism Initiative/Partnership TSCTI (formerly Pan Sahel Initiative PSI 2002 bis 2004)
Targeting threats to US oil/natural gas operations in the Sahara region Algeria, Chad, Mali, Mauritania, Morocco, Niger,
Senegal, Tunisia, Nigeria, and Libya"

Karte der PSI von 2004
Bild


GSPC PSI TSCTI
Bild


Fusion in der Terrorbranche
http://www.monde-diplomatique.de/pm/200 ... 0033.idx,6

es wird eng in der Sahara...

traurige Grüsse :cry:
Ursula

Michael Escher
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Beitrag von Michael Escher »

Sali Ursula, hallo alle,
danke für dein Posting. ABER: ist die GSPC nicht auch in anderen Gebieten (Norden von DZ und evtl auch weiter im N von TN) aktiv? Sind in dieser Karte lediglich die möglichen Rückzugsgebiete dargestellt? Oder eine Mischung von beidem?
Gruss Michael

schnorr
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Beitrag von schnorr »

und liebe ursula, die karte ist von 2004.
weißt du oder jemand anderes, was sich in den letzten 4 jahren dies bezüglich verändert hat?
Viele Grüße
Jörg

meine Reisen unter http://jschnorr.com/

ursula
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Sahara Nordafrika Sicherheit

Beitrag von ursula »

hallo Michael und Jörg

ja, mir ist auch aufgefallen, dass weder zB Casablanca, Algiers noch Djerba auf den Karten eingezeichnet sind.
Vielleicht gibts auf der Webseite http://www.globalsecurity.org/military/ops/tscti.htm eine Erklärung?
Für mich sieht es nach den Rückzugsgebieten und die eingezeichneten hellgrauen TSCTI-Länder nach den überwachten Regionen aus.

Grüsse
Ursula

die untere Karte ist neuer, glaub von 2007 - kein Unterschied, oder?

Angelika Baumann
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Beitrag von Angelika Baumann »

Hallo zusamme,

interessant: Eine Art "Biographie" der GSPC bzw. AQMI bei algeria watch 1998 bis 2007 - leider nur französisch.

Viele Grüße

Angelika

Roger-Tecumseh
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Beitrag von Roger-Tecumseh »

schnorr hat geschrieben:und liebe ursula, die karte ist von 2004.
weißt du oder jemand anderes, was sich in den letzten 4 jahren dies bezüglich verändert hat?

Ja, die AQMI hat ihre Struktur in einigen Gebieten festigen können. :cry:

PeterM
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Beitrag von PeterM »

Ich lese immer "Struktur"; das passt in keinster Weise auf AL Quaeda als "Trademark" für eine Sammlung loser Gruppen, die bestenfalls örtlich und zeitlich begrenzt kooperieren und ev. ein wenig Finanzhilfe aus dem arabischen Raum bekommen.

Selbstverständlich ist es ein Problem, wenn der "gewöhnliche Strauchdieb" durch eine (vorgeschobene?) politische Agenda Mut fasst und durch welchen Support auch immer "kampfkräftiger" wird (das kann auch schon der Zulauf Unzufriedener sein).

Die Karten mit der Ausnahme eines großen Teils von Algerien sind Mumpitz, die zeigen nur, wofür sich PSI für zuständig gehalten hat, und wirft lokale Konflikte in ein und denselben Topf... das war Diletantismus der dritten Reihe Marke Irak.

Grüsse,
Peter

Heinrich
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Beitrag von Heinrich »

PeterM hat geschrieben: das war Diletantismus der dritten Reihe Marke Irak.
aha

Ich frage mich nur langsam, wer denn hier der Dilettant (sic, genau: mit 2 T geschrieben!) ist. (Der Dilettant übt eine Sache um ihrer selbst Willen aus, also aus privatem Interesse oder zum Vergnügen)

Gruss

Hei

Kuno
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Beitrag von Kuno »

Sagt mal, Jungs - muss denn das jetzt nun wieder anfangen. Jetzt haben wir eine so schöne, bunte Karte, die zeigt, dass der grösste Teil der Sahara seit 2004 von der AK beherrscht wird und der Befreiung / Demokratisierung harrt, und ihr kriegt euch gleich wieder in die Haare.

----

Wie verträgt sich denn eigentlich die "Touareg Rebellion" mit der "AK Herrschaft"? Da überschneidet sich doch einiges; oder?

Roger-Tecumseh
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Beitrag von Roger-Tecumseh »

PeterM hat geschrieben:Ich lese immer "Struktur"; das passt in keinster Weise auf AL Quaeda als "Trademark" für eine Sammlung loser Gruppen, die bestenfalls örtlich und zeitlich begrenzt kooperieren und ev. ein wenig Finanzhilfe aus dem arabischen Raum bekommen.
Die Karten mit der Ausnahme eines großen Teils von Algerien sind Mumpitz, die zeigen nur, wofür sich PSI für zuständig gehalten hat, und wirft lokale Konflikte in ein und denselben Topf... das war Diletantismus der dritten Reihe Marke Irak.

Wenn ich Deine Anmerkungen zum Anlaß für eine Antwort nehme, dann nicht, weil ich nun unbedingt Dich zu einer anderen Sichtweise bewegen will (ich habe ja schon einige Deiner Argumente gelesen), sondern weil Dein Einwurf sehr weit von der Realität entfernt ist. Und diese Realität ist nicht ganz so harmlos, wie Du zu glauben scheinst. (Es gibt heute übrigens sehr umfangreiche Arbeiten zu diesem Thema.)
Wenn Gruppen autonom agieren, bedeutet das nicht, daß nun zwischen ihnen kein Zusammenhang besteht. Der Zusammenhang erfordert auch keine gemeinsame Kommandozentrale, die jede Entscheidung absegnen muß. Zur erfolgreichen Wirkung des Terrors gehört das Umfeld - das hat schon Mao ganz richtungweisend beschrieben. (Und der war nicht mal der Erste.)
Ausgezeichnete Ortskenntnisse und sogar manche nützlichen Kontakte in die örtliche Bevölkerung, ergeben zusammen mit der hohen Beweglichkeit eine Struktur. Die Gruppen haben ihre Aktionsbereiche schon seit langem genau abgegrenzt - auch das ist Teil einer Struktur. Die Abgrenzung wurde nötig, weil es wiederholt zu tödlichen Führungs-Rivalitäten kam. Außerdem sind im Sahel - wie schon oft geschrieben - inzwischen sehr unterschiedlich motivierte (z.B. politisch, religiös, Drogen-/Waffen-Schmuggel usw.) bewaffnete Gruppen tätig, die sich auch schon mal gegenseitig verlustreich das Gebiet streitig machen.
Aber all diese Einzelheiten gehören IMHO nicht in ein Reiseforum. Wir sind keine Söldner und haben wohl auch kaum einen mitärischen Auftrag. :) Es macht also für uns hier keinen Unterschied, ob die Knarre von einem aufgestörten Schmuggler (auch die sind heute nicht mehr so gemütlich, wie früher), einem Terroristen (der vielleicht "nur" Lösegeld erpressen will), einem ganz gewöhnlichen Banditen, der die günstige Gelegenheit nutzt, oder einem politisch orientierten Kämpfer auf die Reise-Brust gerichtet wird. Und ist es wichtig, zu wissen, wer es ist, der dort den Wagen klaut? Mal ganz abgesehen davon, daß wohl keinem von uns, aus eigener Kenntnis, in dieser Situation die zweifelsfreie Zuordnung möglich wäre.
Wir haben nur die Möglichkeit, uns über die Gebiete, in die wir reisen wollen, sehr aktuell zu informieren, um eben den Ernstfall zu vermeiden. - Und auch dazu ist schon viel gesagt und geschrieben worden!


Kuno, ich lese gerade Deinen letzten Satz. Ja, nach allem, was man weiß, gibt es da örtlich erhebliche Konflikte!

PeterM
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Beitrag von PeterM »

Wer ohne Tippfehler ist, werfe den ersten Stein...

Kuno, natürlich überschneidet sich da einiges; happy sind die Touareg mit den Islamisten nicht, aber im Kampf gegen als Feinde empfundene Staatsorgane (auch zur Sicherung der Einnahmequelle Schmuggel aller Art) hat man von Zeit zu Zeit gemeiname Interessen.

Mir fällt in so manchen Diskusssionen etwas auf - Dramolett in mehreren Akten:
1. Es gibt einen schönen Bericht einer "westlichen" Quelle - Zeitung oder Rundfunk, Bücher taugen zur Kurzzusammenfassung nicht, an wissenschaftliche Studien kommt man nicht soo leicht heran
2. Die Quelle wird, so strukturiert, wie wir das gelernt haben und im europäischen Alltag zu recht tun (müssen), analysiert und die Weisheit ist fertig: mit gut und böse, strukturell "logischen" Pakten oder Konflikten zwischen den beteiligten Gruppen, dem Stereotyp "die" Touareg, Schmuggler, Terroristen, usw.
3. Jetzt haben wir es aber mit anderen Selbstverständnissen, oft dem Fehlen staatlicher Identitäten, Motiven, die wir prima vista als "entrückt" ansehen, zu tun...

..und wer an dem Ansatz kratzt, stört die "Heilige Vorgartenordnung" - das Verständnisproblem ist wohl unlösbar. Ich glaube nicht, dass lange Literaturlisten kurzfristig Abhilfe schaffen, und im Kommunikationsstil von Foren wird nicht wissenschaftlich gearbeitet.

Wie lösen wir also dieses Problem?

Grüsse,
Peter

DED06
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Beitrag von DED06 »

Kuno, ich lese gerade Deinen letzten Satz. Ja, nach allem, was man weiß, gibt es da örtlich erhebliche Konflikte!


Und wer ist MAN???
Wenn alles verloren erscheint kann man noch immer die Ehre retten

La culture, c'est comme la confiture, moins en en a, plus on l'étale.

Kuno
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Beitrag von Kuno »

Also DED6; du schreibst ja erstens "dass man" und dann fragst du wer "man" den eigentlich sei? Hab' ich jetzt was nicht richtig verstanden oder wie oder was?

PeterM
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Beitrag von PeterM »

Roger,

ich würde mal die Option "Mißverständnis" in betracht ziehen; nirgendwo habe ich etwas verharmlost, sondern vielmehr recht früh auch zur aktuellen Lage in Tunesien das Vermeiden gewisser Gebiete empfohlen.

Wir gehen an zwei Fragen anders heran:

1. welches Gefahrenpotenzial aus dem "Zusammenschluss" einzelner Gruppen zu AQMI resultiert; und da sehe ich aus dem Namen allein keine signifikante Veränderung. Die "Dachmarke" bringt der einzelnen Gruppe etwas bei Rekrutierung und ev. Finanzierung. Ein anderes Agieren kommt unabhängig davon aus der Rückkehr von Irak-gehärteten Djihadisten. Gefährlich waren die Gruppen vorher auch schon, und das eben aus den von Dir genannten "lokalen Wurzeln", nur hat das nix mit dem Namen zu tun.

2. müssen wir "aktuelle Information" klären; Du wünschst Dir offensichtlich "real time"-Information über die tatsächliche Situation - schön, wünschen würde ich mir das auch, nur gibt's das bestenfalls in den Träumen der militärischen C3I-Planer, und für Nordafrika sehe ich die reale Umsetzung nirgendwo. Ergo mein Plan B, und über den zu diskutieren macht im Reiseforum sehr viel Sinn, nämlich weit in die Vergangenheit zurück, mindestens ein paar Monate, bestenfalls permanent die großen Zusammenhänge im Hintergrund zu screenen (ist in Webplattformen grundsätzlich möglich). Damit habe ich erst die Chance, aus einzelnen "losen Enden" die richtigen zu verknüpfen.

Grüsse,
Peter

P.S. Zur "Gefährlichkeit" von Organisationen/Netzwerken/Ideen: birgt nicht die Fehleinschätzung, womit wir es zu tun haben, die größten Risken?

P.P.S. <Ironiemodus ein>Wenn die PSI-Karte das Evangelium ist, kann ich dann im algerischen Teil des Atlas gefahrlos bergwandern gehen? (Nö, nur ging es überhaupt nicht um das dichter besiedelte Algerien und den Sicherheitsproblemen dort)<Ironiemodus aus>

Roger-Tecumseh
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Beitrag von Roger-Tecumseh »

PeterM hat geschrieben:1. welches Gefahrenpotenzial aus dem "Zusammenschluss" einzelner Gruppen zu AQMI resultiert; und da sehe ich aus dem Namen allein keine signifikante Veränderung. Die "Dachmarke" bringt der einzelnen Gruppe etwas bei Rekrutierung und ev. Finanzierung. Ein anderes Agieren kommt unabhängig davon aus der Rückkehr von Irak-gehärteten Djihadisten.
2. müssen wir "aktuelle Information" klären; Du wünschst Dir offensichtlich "real time"-Information über die tatsächliche Situation - schön, wünschen würde ich mir das auch, nur gibt's das bestenfalls in den Träumen der militärischen C3I-Planer, und für Nordafrika sehe ich die reale Umsetzung nirgendwo.

Dein Hinweis auf harte Irak-Djihadisten trifft zu. Er entspricht in manchem - nicht in allem - der Situation der 90er Jahre in Algerien, als der Bürgerkrieg besonders von den Aktionen der kampferfahrenen Afghan-Heimkehrer geprägt war. (Man nannte sie dort ja auch "Afghanen", obwohl sie urspründlich aus dem Maghreb stammten.)
Die jüngste Namensergänzung zur GSPC ist kein optischer Propaganda-Trick, die angestrebte "Eingliederung" in das nebulöse Netzwerk Al Quaida erleichtert nicht nur ("etwas") die örtliche Rekrutierung, sondern hat auch politische Außenwirkung. (Hast Du Dir mal einen Überblick über die zahlreichen Konterfeis Ben Ladens in der arabischen Welt und in Afrika verschafft? Und selbst wenn er tot wäre, würden seine Abbilder noch lange Zeit als Ikone wirken. War doch beim Che auch so.)
Es gibt tatsächlich immer aktuelle - will sagen, wenig zeitversetzte -Situationsüberblicke, nur werden sie erst erheblich später öffentlich.
(Da muß man also nicht träumen! :) Wobei ich mir auch sehr viel schönere Trauminhalte vorstellen kann.)
Man kann im Übrigen nicht immer umsetzen, was man erkannt hat. Da stehen schon öfter mal erschwerende Imponderabilien im Weg.
PeterM hat geschrieben:... natürlich überschneidet sich da einiges; happy sind die Touareg mit den Islamisten nicht, aber im Kampf gegen als Feinde empfundene Staatsorgane (auch zur Sicherung der Einnahmequelle Schmuggel aller Art) hat man von Zeit zu Zeit gemeiname Interessen. Peter

Obwohl Du in diesem Beitrag, dem dieses Zitat entnommen ist, die Dinge sehr locker angehst - für meine Überzeugung ein wenig zu sehr - will ich einen Vorschlag zur Differenzierung machen, der den dort bekannten Tatsachen entspricht:
Schmuggler, "Touareg-Rebellen" und Al Quaida haben zwar in ihren Aktionen manchmal sehr ähnliche Methoden - ihre Interessen/Ziele sind jedoch gänzlich entgegengesetzt.
"Nur"-Schmuggler sind lebhaft an einem ungestörten Umfeld interessiert. Sie wollen ungehindert Waren transportieren, viel Profit machen. In einer Kriegszone muß mit Militäreinsatz gerechnet werden. Das bringt Unsicherheit auf ihren Wegen und gefährdet den florierenden Schmuggel erheblich. (Da öfter Einheiten von weither zum Einsatz kommen, also fremd und unbekannt sind, geht auch so manche sichernde "Beziehung" kaputt.)
Und auch diejenigen "Rebellen", die überwiegend politische Ziele verfolgen, erkennen in Al Quaida eine klare Bedrohung für ihre Ziele. (Man sieht dies ganz gut im Irak, wo sich inzwischen immer häufiger Bevölkerungsteile aus Eigeninteresse militärisch gegen Al Quaida-Gruppen stellen. Hier liegt auch eine Begründung für die verstärkten Anstrengungen der Al Quaida, nun im viel größeren Sahara/Sahel-Raum Fuß zu fassen.)

Gruß

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